Das Wissen unserer Kinder

Weihnachtszeit, das ist eine Zeit voller Freude, Spannung, leuchtender Kinderaugen. So jedenfalls erinnere ich mich verklĂ€rt an meine Kindheit. Gedanken, welche ich hatte, waren von kurzer Dauer und berĂŒhrten mein Kinderleben scheinbar wenig.

Heute, wenn ich unsere Kinder in der Weihnachtszeit erlebe, dann flackert in der Vorfreude, Spannung und den leuchtenden Augen ein trĂŒber Funke auf. Zwischendurch sind unsere Kinder gedankenverloren und voller Zweifel. Momente, die es in einer Kindheit nicht geben sollte.

Unser JĂŒngster sagte vor kurzem gedankenvoll: „Die Geschenke können ruhig gebraucht sein, Mama. Das ist fĂŒr den Weihnachtsmann doch auch okay? Und es ist besser fĂŒr die Natur.“ Unser ZweitĂ€ltester erwiderte bestĂ€rkend: „Ich wĂŒnsche mir auch nur sinnvolle Sachen, nichts, was spĂ€ter im MĂŒll landet.“ Unsere Tochter rundete das GesprĂ€ch ab: „Ich wĂŒnsche mir eh nicht viel, wozu?“

Auf der anderen Seite der Welt, im globalen SĂŒden, betrifft die Klimakrise Kinder bereits unmittelbar. Dadurch entstehen Sorgen und Gedanken, welche Kinder nicht haben sollten.

Folgende ErzĂ€hlung einer*s jungen Aktivisti von Fridays for Future aus Mexiko ist fĂŒr viele Kinder bereits RealitĂ€t:

„Since I was 6 years old, I have experienced water shortages. One day I woke up in the morning, walked to the kitchen, tried to turn on water tap to wash my hands, but there was no water. So, my grandmother would go up to the roof of our 4-floors building, up two very small stairs, and check the water tank. Almost empty. At that time, I did not realize that these were the circumstances for more than 40 million Mexicans, nor the connection of that incident with the climatic emergency that was advancing on us. “

(Seit ich 6 Jahre alt war, habe ich mit Wasserknappheit zu kĂ€mpfen. Eines Tages wachte ich morgens auf, ging in die KĂŒche und versuchte, den Wasserhahn aufzudrehen, um mir die HĂ€nde zu waschen, aber es gab kein Wasser. Also ging meine Großmutter auf das Dach unseres vierstöckigen Hauses, zwei sehr kleine Treppen hinauf, und sah im Wassertank nach. Er war fast leer. Damals war mir nicht klar, dass dies die Situation von mehr als 40 Millionen Mexikanern war, und auch nicht, dass dieser Vorfall mit der auf uns zukommenden Klimakatastrophe zusammenhing.)

Diese Krise ist in den Köpfen unserer, aller Kinder und Jugendlichen, sie ist tĂ€glich da. Unsere Kinder wissen, dass insbesondere die Klimakrise ihr Leben massiv betrifft. Dieses Wissen ist in unserer Familie prĂ€sent, mindestens, seit unser Ältester sich ab 2019 bei Fridays for Future engagierte. Jugendliche, Kinder, junge Erwachsene erschienen auf der BildflĂ€che, um Wissenschaftler*innen mit ihren Erkenntnissen Gehör zu verschaffen bei Politik, Wirtschaft und der Bevölkerung. Was seit 30 Jahren nicht gelungen war. Sie kĂ€mpfen weltweit fĂŒr ihre Zukunft, ihr Leben.

JĂŒngst hatte ich erneut ein GesprĂ€ch mit meinem ZweitĂ€ltesten. Wir redeten davon, wo wir Eltern im Rentenalter leben wollen wĂŒrden.

WĂ€hrend ich gerne z. B. wieder in Finnland leben wĂŒrde, bevorzugt mein Mann eher wĂ€rmere Orte, wie z. B. die Kanarischen Inseln. Mein Sohn meinte zu diesem Gegensatz: „Hm, ich denke, Finnland wĂ€re gut. Dort ist es sicherer und es wird sowieso wĂ€rmer dort.“ Ich erwiderte: „Ja, möglicherweise gibt es die Inseln dann auch nicht mehr.“

Die Antwort, die dann kam, brachte mir die Idee fĂŒr diesen Text. „Mama, es ist so schade, dass wir, wenn wir ĂŒber die Zukunft reden, immer solche schlimmen Gedanken dabeihaben. Wir können nicht einfach ĂŒber unser Leben reden, ohne ĂŒber das Klima nachzudenken.“

„Ich habe keine grĂ¶ĂŸere Freude als die, zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ (3. Joh. 1,4)

Und zugleich macht mich nichts trauriger als zu wissen, wie die Wahrheit unseren Kindern eine sorgenfreie Kindheit raubt.

Mein Name ist Kerstin Wohlfahrt, ich bin schon sehr lange bei Parents for Future und Christians for Future aktiv. Mein Mann und ich haben vier Kinder zwischen 9 und 20 Jahren. Wir leben seit kurzem im schönen Schwarzwald und engagieren uns auch hier weiter fĂŒr das Klima.

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